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Der Weiße Langstock

Der Weiße Langstock, einfach auch Blindenstock genannt wurde von der Französin Guilly d’Herbemont erstmals am 7. Februar 1931 der Öffentlichkeit vorgeführt.

Er befähigt Menschen, die blind oder stark sehbehindert sind, sicher, selbständig und effektiv mobil und orientiert zu sein. Voraussetzung für einen sicheren und erfolgreichen Umgang mit dem Weißen Langstock ist der Erwerb dieser Fertigkeiten in einem so genannten Orientierungs- und Mobilitätstraining (O&M). Überdies ist der Weiße Langstock ein optisches Erkennungsmerkmal, das Sehenden signalisiert, Rücksicht zu nehmen.

Arbeitsweise

Mit Hilfe des Langstockes können Bodenbeschaffenheit, Bordsteine, Treppen, Hindernisse oder Unebenheiten am Boden oder ein Blindenleitsystem erkannt werden. Dieses dient dem Benutzer zur Orientierung in der Umwelt und schützt ihn vor Stürzen, Unfällen und Kollision mit Hindernissen. Der Benutzer kann sich ein dreidimensionales Bild von der unmittelbaren Umwelt machen, indem er Objekte abtastet. So lässt sich die lichte Weite und die Höhe von Durchgängen, die Position von Fahrzeugen, die Höhe von Bordsteinen und Absätzen, Information über Steigungen und Gefälle und über die Materialien gewinnen. Ein Kunststoffmantel an der Spitze soll Beschädigungen der berührten Objekte minimieren und harten Aufprall auf Metall mildern.

Es gibt verschiedene Benutzertechniken:

Mit der „Pendeltechnik“ wird der Gehweg in einem bestimmten Rhythmus fächerartig auf Hindernisse und Schlaglöcher abgetastet, gleichzeitig der Abstand vom Bordstein und von Gebäuden festgestellt. Jede Pendelbewegung korelliert mit einem Schritt, wobei jeder Schritt an eine Stelle kommt, die zuvor vom Stock überstrichen wurde. Die Pendelbewegung signalisiert außerdem anderen Fußgängern einen drohenden Zusammenstoß, so dass sie rechtzeitig aus dem Weg gehen oder sich akustisch mit dem Benutzer verständigen können. Die „Schleiftechnik“ ist eine Abwandlung der Pendeltechnik als Suchtechnik, wobei der Benutzer kleinere Schritte macht. Mit der Schleiftechnik bleibt der Stock auf dem Boden und schleift ihn fächerförmig ab. Die Schrittlänge bestimmt dabei die Größe des Suchrasters. Diese Technik verwendet der Benutzer, wenn er einen ganz bestimmten kleinen oder schwer erkennbaren Orientierungspunkt am Boden finden will, einen feinen Übergang zwischen zwei Bodenbelägen oder ein Blindenleitsystem.

Mit der „Doppelpunkttechnik“ führt der Benutzer zum normalen Pendelschlag noch einen zusätzlichen Pendelschlag zu einer Seite aus. So kann er ein bestimmtes Objekt finden, das sich nicht direkt auf dem Laufweg befindet, sondern etwas seitlich davon, wie etwa ein Laternenpfahl, der etwas abseits vom Gehweg steht.

Mit der „Diagonaltechnik“ hält der Benutzer den Stock diagonal und streift im Vorbeilaufen an einer Wand entlang, bis ein Treppenabsatz oder ein Türeingang kommt. Diese Technik ist eine Suchtechnik. Diese Technik wird auch kombiniert mit der  „Trailingtechnik“, bei der der Benutzer mit der Hand an der Wand entlangfährt und mit einer bestimmten Fingerhaltung die Fingerkuppen vor Überbeanspruchung und Verletzungen schützt. Es gibt auch Techniken für die Benutzung von Treppen.

Varianten

Langstöcke lassen sich oft falten, um Platz zu sparen. Der Langstock ist größtenteils Weiß und zusätzlich mit Reflektorfolie beklebt, damit er im Dunkeln von anderen Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen werden kann. Die Stöcke werden in ihrer Länge an den Benutzer angepasst, abhängig von der Körpergröße und der Schrittlänge. Meistens entspricht die Stocklänge ungefähr der Höhe des Brustbeins des Benutzers. Es gibt verschiedene Varianten der Griffe und der Griffmaterialien. Außerdem kann man zwischen verschiedenen Stockspitzen wählen: So gibt es zum Beispiel rollende Kugelspitzen, Marshmallow-Spitzen, Spitzen mit eingearbeiteten Stahlkugeln oder Glasmurmeln und vieles mehr. Die Spitzen unterliegen dem Verschleiß und sind daher austauschbar. Die Wahl richtet sich nach persönlichen Vorlieben und nach der Beschaffenheit der Laufwege.

Auch in der Bauweise gibt es Unterschiede. Es gibt einteilige Stöcke, die aus Aluminiumrohr oder aus Kohlefaser bestehen. Außerdem gibt es Teleskop- und Faltstöcke  die man zusammenschieben oder einklappen kann. Es gibt auch Stöcke, die man zusammenfalten kann und deren Griff ausziehbar ist. Teleskop- und Faltstöcke werden anstelle des sperrigen einteiligen Stocks bevorzugt eingesetzt, wenn Fahrzeuge oder der ÖPNV benutzt werden.

Der Laser-Langstock ist eine Variante mit einem im Griff eingebauten Entfernungsmesser. Dieser arbeitet mit einem infraroten Laser-Fächer, der den Brust- und Kopfbereich des Nutzers überwacht und Hindernisse durch das Vibrieren des Handgriffs anzeigt.

Beschaffung und Training

Die Kosten für einen Langstock und für ein Orientierungs- und Mobilitätstraining , bei dem man die richtige Benutzung des Hilfsmittels erlernt, trägt in Deutschland i. d. R. die gesetzliche Krankenkasse nach vorheriger Genehmigung.

Quelle: Wikipedia-Enzyklopädie

 

Der weiße Langstock und seine weisen Väter 50-jährige Jubiläum

www.weisser-stock.de