Bericht über eine gemeinsame Veranstaltung der Gebietsgruppe Schwerin des Blinden- und Sehbehinderten Vereins Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Bezirksgruppe Mecklenburg-Vorpommern im Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. im Rahmen der Woche des Sehens 2014
Das Staatliche Museum in Schwerin ist seit rund 10 Jahren ein zuverlässiger Partner der Blindenselbsthilfe, wenn es um Vermittlung von Kunst, insbesondere von Gemälden für blinde und sehbehinderte Menschen geht. Unter Federführung der Museumspädagogin Frau Birgit Baumgart fanden sich im Jahre 2012 Vereine und Einzelpersonen der Blindenselbsthilfe zusammen, um das Lesetasthörbuch „Das goldene Zeitalter“ herauszugeben, siehe hierzu auch Horus 2013. Zunächst ging es darum, blinden kunstinteressierten Menschen Bilder bis hin ins Detail so zu erklären, dass wir uns in unserem „inneren Auge“ ein Abbild von dem Gemälde machen konnten und so mit sehenden Personen über Inhalte der Bilder sprechen konnten.
Im Rahmen der „Woche des Sehens 2014“ bezog Frau Birgit Baumgart Schüler einer 6. Klasse des Gymnasiums Pädagogium Schwerin mit ein. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war es, blinden Besuchern Bilder zu erklären. Im Rahmen der Projektwoche beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mehrere Tage mit dem Inhalt und dem eigenen Erkennen von Gemälden, um diese dann blinden Besuchern erklären zu können. Die Aufgabe der Schüler begann also damit, sich in Abstimmung mit der Museumspädagogin und ihrem Projektlehrer Bilder für die Beschreibung auszusuchen. Sie mussten sich dann selbst darüber klarwerden, was sie eigentlich auf diesem Bild sehen. Dann begann ihre Aufgabe, das Gesehene zu benennen und anderen, nicht sehenden Menschen zu erklären.
Der Höhepunkt für die Schüler war dann Mittwoch der 8. Oktober 2014 ab 10:00 Uhr, als sie den 16 blinden und sehbehinderten Gästen, die selbst ausgesuchten Gemälde erklären durften. Wir spürten sehr schnell die Freude, die die Schüler hierbei hatten, das selbst Gesehene und Erkannte jetzt uns nicht sehenden Besucherinnen und Besuchern erklären zu dürfen. Das Interesse hieran drängte sehr schnell das sicherlich vorhandene Lampenfieber zurück. Jeweils drei oder vier Schülerinnen und Schüler erklärten ein Bild. Sie hatten sich natürlich schriftlich vorbereitet. Aus unserer Besuchergruppe spornten wir die Schüler mit zusätzlichen Fragen an, konkreter und ins Detail gehend das Bild zu erklären. Die Schüler hatten sich so gut auf Details vorbereitet, dass sie eigentlich bei jedem der vier Bilder vergaßen, uns die Größe und das Format des Bildes zu sagen. Details, wie Schmuckelemente, Schattenwurf bis hin zu Perspektiven konnten die Schüler hervorragend erklären.
Vor dem Eintreffen unserer Gruppe hatten die Schüler in der Cafeteria des Museums ein Frühstück mit belegten Brötchen vorbereitet. In der Kaffeepause saßen in der Regel je zwei Schüler und zwei Mitglieder unserer Gruppe an einem Tisch zusammen. Die Schüler halfen uns beim Kaffee einschenken. Es gab hierbei natürlich diverse Gespräche.
Anschließend arbeiteten die Mitglieder unserer Besuchergruppe gemeinsam mit den Schülern an Speckstein. Es sollten Schmuckelemente, die uns aus den Bildern erläutert worden waren, nachgestaltet werden.
Insgesamt kann eingeschätzt werden, dass es für beide Seiten eine sehr gelungene Veranstaltung war. Die Schülerinnen und Schüler haben erfahren, dass man ein Bild eigentlich nur dann richtig gesehen hat, wenn man dessen Inhalt auch einem nicht sehenden Menschen erklären kann. Sie haben sicherlich auch verstanden, dass blinde Menschen nicht von Bildbetrachtungen ausgeschlossen werden müssen. Das gemeinsame Frühstücken und die gemeinsame Arbeit mit Speckstein nahmen den Schülerinnen und Schülern letztlich auch noch die letzte Barriere im Zusammenwirken mit blinden und sehbehinderten Menschen.
Den Verantwortlichen der Gebietsgruppe Schwerin des BSVMV und der Bezirksgruppe Mecklenburg-Vorpommern im DVBS bleibt nur, der Frau Birgit Baumgart und dem Staatlichen Museum Schwerin herzlichen Dank für eine derart gelungene Veranstaltung zu sagen.
Diese Einschätzung erstellten gemeinsam:
Klaus Klinke Klaus Düsterhöft
Vorsitzender der Gebietsgruppe Stellvertretender Vorsitzender
Schwerin im BSVMV der Bezirksgruppe Mecklenburg-Vorpommern im DVBS
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