Für seine berufliche Laufbahn nutzte der Diplomingenieurökonom Bernd Uhlig, wie auch viele andere, sofort nach der Wende sehr erfolgreich die Möglichkeiten der PC-Arbeitsplatzausstattungen für Blinde und Sehbehinderte. Trotz der fortlaufenden Verschlechterung seines Sehvermögens, bis zur Erblindung, gelang es ihm, einen Teil seiner Einschränkung mit den technischen Hilfsmitteln (so den PC-Arbeitsplatzausstattungen für Blinde und hochgradig Sehbehinderte, zu kompensieren und seine verantwortungsvolle leitende Tätigkeit fortzusetzen. Als dann das iPhone auf den Markt kam und ein geeignetes Hilfsmittel auch für Blinde und hochgradig Sehbehinderte sein kann, stellte er sich, bisher mit einen Tastenhandy unterwegs, auch dieser Herausforderung, auch wenn er sich das anfangs nicht so recht vorstellen konnte, dass sich ein Handy auch ohne Tasten sehr gut bedienen lässt.
Um sich aber mit dem neuen Gerät „ohne Tasten“ richtig einarbeiten zu können, da fehlte ihm, als damaliger Landesvorsitzender des BSVMV e.V., dafür die erforderliche Zeit. In dieser Zeit wuchs jedoch bei ihm die Idee, es mit einen eigenen iPhone- und Smartphone Kurs des Landesvereins in Boltenhagen für unsere Mitglieder zu versuchen. Zielstrebig nahmen sich die Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle dieser Idee, der Planung und Organisation eines iPhone-Kurses an. Der Kurs, der inzwischen zu einer festen Größe geworden ist, wird sehr erfolgreich durchgeführt und von vielen interessierten iPhone-Nutzern und solchen die es werden wollen, gut angenommen.
In der Gebietsgruppe Greifswald machte sich Bernd Uhlig intensiv Gedanken darüber, wie vor Ort geholfen werden kann, um die neuen Möglichkeiten der Kommunikation besser nutzen zu können. Dazu berichtet Bernd Uhlig. Nachdem ich mein Amt als Landesvorsitzender im März 2013 abgegeben habe, habe ich nun mehr Zeit, um nun auch mein -Hilfsmittel iPhone- besser kennen zu lernen und damit umzugehen. Doch leider fehlte mir jemand, der mir dabei helfen könnte. Und da kam ich auf die Idee, einen „iPhone-Stammtisch“ in Greifswald ins Leben zu rufen. Ich sprach sofort die Freunde an, von denen ich wusste, dass sie ein iPhone haben, ob sie mitmachen würden. Wichtig dabei war mir, jemanden zu gewinnen, der sich mit dem iPhone schon gut auskennt. Hier hatte ich in Mario, ein sehbehinderter Programmierer, einen absoluten Fachmann gefunden. Er hilft mir auch ab und an, wenn ich wieder einmal mit meinen PCs ein Problem habe. Er war sofort bereit und meinte: „Wir können es ja versuchen. Ich mach auf jeden Fall mit“. So setzten wir uns zusammen, überlegten, wer noch in Frage kommen könnte und fragten bei ihnen an. Das Behindertenforum Greifswald stellte uns einen geeigneten Raum zur Verfügung, den wir alle drei Wochen unentgeltlich nutzen können. Am 04. April war es dann soweit. Fünf IPhone-Nutzer trafen sich zum ersten iPhone-Stammtisch Greifswalds im „Haus der Begegnung“ des Behindertenforums. Neben Mario, der die Federführung übernahm, waren seine Frau Jana, Maria Fieler, ich und Marko Seehagen, seines Zeichens Hilfsmittelbeauftragte für Blinde des BSVMV aus Wolgast, mit an Bord. Es war eine gute Mischung; Mario und Marko als iPhone-Experten, Jana und ich als Fortgeschrittene und Maria als Neueinsteigerin. Nachdem jeder seine Erwartungen geäußert hatte, haben wir uns abgestimmt, wie wir vorgehen wollen und welche Themen wir uns gemeinsam erarbeiten möchten. Als erstes befassten wir uns sogleich mit den Grundeinstellungen am iPhone (der Einstellungs-App), der Bedienung durch Siri und der Anwendung der Gesten. Um auch zwischen den Stammtischtreffs Informationen in der Gruppe austauschen und Fragen stellen zu können, haben wir mit Hilfe von Apples iMessage eine Gruppe für unsere Stammtischteilnehmer eingerichtet. Hier können wir auftretende Fragen sofort an unsere Experten richten ohne erst auf den nächsten Treff warten zu müssen. Während wir uns in den fünf Stammtischen weiter mit Fragen wie „den Möglichkeiten von Siri und deren Anwendung, Kontakte einrichten, Mails und Nachrichten, mit und ohne Anhänge und Neuigkeiten befasst haben, werden wir uns in einem der kommenden Stammtische, die wie gesagt, in der Regel alle drei Wochen stattfinden, mit den Navigationsapps und deren praktischen Anwendung befassen. Die Kontinuität unserer Stammtischtreffs macht es möglich, das Erlernte zu wiederholen, die praktische Anwendung des iPhones ständig zu verbessern und dieses zu einem echten Hilfsmittel für uns, als Blinde und Sehbehinderte werden zu lassen.
Bei unserem iPhone-Stammtisch herrscht eine sehr lockere, kameradschaftliche Atmosphäre. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, so sehen es auch die „Experten“.
Durch den iPhone-Stammtisch haben wir sogar ein neues Mitglied, Maria, für unseren Verein gewinnen können. Beispielgebend sei noch erwähnt, dass durch die Mitarbeit von Marko aus Wolgast eine sehr konstruktive Zusammenarbeit mit der Nachbar-Gebietsgruppe Wolgast auf diesem Gebiet entstanden ist.
Bernd Uhlig
aus Greifswald
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