Ausführlicher Bericht von Chris Kaplan:
Alles begann mit dem grünen Schwein, das Anja W. für uns gebaut hat. Das hat Hunger und bittet um ein bisschen Magenbefüllung. Das Schwein war nicht das einzige, das außer der Reihe in meine Tennistasche wanderte. Dazu noch zusätzliche Schläger, Dunkelbrillen und was sonst noch man für alle Eventualitäten brauchte.
Pavel und ich machten uns also auf zum Bus, wo die Franzosen schon angekommen waren: Olivier der Coach, Vanessa und Jean-Philippe die Spieler, und Vanessas Führhund Idol, ein ruhiger Golden Retriever.
Quito und er verstanden sich auf den ersten Blick, so dass wir sie vorm Einmarsch in die Tennishalle noch ein bisschen frei laufen lassen konnten.
Linn und ihr Freund waren da, um uns abzuholen, und so bevölkerten wir den Platz und begannen zuerst mal damit, Klettbandlinien zu verlegen.
Die Franzosen hatten neue, schnelle Bälle mitgebracht, mit denen sie sich einspielten, um den Platz kennenzulernen.
Wir benutzten die Bälle dann auch, um uns einzuspielen, denn sie springen gleichmäßiger ab als unsere altgedienten. Sven und Linn gaben noch wertvolle Tipps, und dann konnte es nach einer kleinen Eröffnungsrede auch schon losgehen. Vanessa hatte Wahlglück und entschied sich für Aufschlag – im Blindentennis ein Riesenvorteil.
Ich stand ihr in nichts nach, brachte bis zum Stand von 4:4 meine Aufschläge durch, wenngleich ich ihr einmal zwei Punkte verschaffte. Es ging in den Tiebreak, und der wurde lang und länger, so dass wir entschieden, nur einen Satz auszuspielen. Wir wechselten und wechselten die Seiten, und kein Ende war in Sicht. Einmal gelang mir ein Return, die Tribüne jubelte, aber Linn, das Adlerauge, sah den im Doppelfeld, so dass er nicht zählte und die Partie munter weiter ging. Beim Stand von 21:20 hatte ich noch eine Sternstunde, stand an der richtigen Stelle, hatte die gegebene Ruhe und brachte einen Return übers Netz, der mir nach ungefähr 1,5 Stunden den Sieg brachte.
Dann war die Reihe an Robert und Jean-Philippe. Auffällig zu beobachten war, dass die beiden viel mehr Bälle trafen, aber noch daran üben müssen, die mit Power übers Netz zu schicken. Robert hatte einmal zwei Breakbälle gegen sich, fand rechtzeitig seinen Aufschlag wieder und gewann das Spiel, womit wir im Tiebreak landeten. Allerdings machten es die Männer kürzer, und Robert gewann sein Spiel mit 7/5 im Tiebreak.
Weil noch Zeit war, beschlossen wir ein Mixed zu spielen: Vanessa und Robert gegen Jean-Philippe und mich. Das Highlight des Spiels war ein Ballwechsel, in dem Robert meinen Aufschlag zurück brachte, ich den Ball erneut auf die andere Seite schickte, und Robert dann leider das Netz beehrte. Beim Stand von 3/3 nach gewonnenen Aufschlägen entschieden wir uns für einen sofortigen Tiebreak. Jean-Philippe und ich hatten das Glück auf unserer Seite, returnierten jeder einen Aufschlag der Gegenseite und entschieden den Tiebreak mit 7/2.
Simone, unsere B3-Spielerin, hatte uns bis hierher unterstützt, so bescherten wir ihr ein kleines Spiel mit Olivier, dem sie einige Bälle hinüber legte, die er nicht zurück bringen konnte. Großartig!
Wir Rostocker Spieler bedanken uns bei unseren vier Tennistrainern Sven, Linn, Rick und Neele, die Schiedsrichterdebüt in meinem Match gefeiert hatte. Mit eurem Enthusiasmus habt ihr uns an diese Stelle gebracht und wisst schon lange, worauf es in den nächsten Trainingsstunden ankommen wird.
Wir danken dem Tennisverband M-V, dessen Präsident uns die großartige Nachricht überbracht hat, unser gesamtes, nicht standardmäßig benötigtes Equipment zu finanzieren. Hurra, die Bälle sind gesichert! Das ist eine großartige Erleichterung für all unsere Geldbeutel!
Wir hatten so viel Journalismus zu Besuch, dass wir hellauf begeistert waren. Roberts Kumpel hat alle Aktivitäten gefilmt, und bald werden die Matches auf YouTube stehen. Das finde ich gut, denn so kann ich wenigstens meinen Matchball nachschauen, wie die Profis eben!
Dank an Olivier, der die Fotos beisteuerte, die zahlreich auf Facebook zu finden sind, und dank an Vanessa und Jean-Philippe, die großartige Partner waren – das Spiel mit ihnen hat großen Spaß gemacht!
Abends ging es noch in ein Restaurant essen mit den Coaches, und dann war es auch wirklich höchste Zeit fürs Bett an einem Tag voller neuer Eindrücke und Matchpremieren und grandiosem Tennisfeeling!
Lieben Gruß
Best regards
Chris Kaplan
Die Blindentennisgruppe besteht seit wenigen Monaten und ist eine Eigeninitiative von Mitgliedern der Gebietsgruppe Rostock des BSVMV e.V. Für weitere Fragen steht Ihnen Frau Chris Kaplan gern unter Telefon: 0172 30 18 296 zur Verfügung.
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