Große Ereignisse warfen für einige Senioren ihre Schatten voraus. Endlich war es soweit. Achtzehn interessierte Seniorinnen und Senioren aus allen Teilen unseres Landes reisten wieder bei schönstem Wetter in Richtung Boltenhagen an, um am diesjährigen Seniorenseminar, vom 08. bis 12. Oktober teilzunehmen. Unter den 16 Teilnehmern waren 9 dabei, die bereits an dem Seminar im Jahr 2014 teilgenommen hatten. Doch nicht nur aus unserem Bundesland, nein, auch aus Schleswig Holstein, genau aus Wankendorf bei Kiel, reiste ein Ehepaar nach Boltenhagen an.
Wie aus der Einladung zu entnehmen war, wartete ein anspruchsvolles Programm, dass sich der Seminarleiter und Moderator, Bernd Uhlig aus Greifswald, ausgedacht und vorbereitet hatte, auf die Teilnehmer. Wenige Tage vor Beginn rief er noch einmal alle Teilnehmer an, da es bis dahin leider nicht gelungen war, einen Leiter für den Liederabend zu finden. Da war Rettung in Sicht. Eine Teilnehmerin singt in einem Chor in Wismar mit und konnte ihre Chorleiterin dafür gewinnen.
Am 08. Oktober war es dann soweit. Nachdem alle 18 Seniorinnen und Senioren angereist waren, eröffnete Bernd Uhlig das Seminar und alle Teilnehmer stellten sich erst einmal kurz vor. Die Erwartungen waren groß und die Stimmung war ausgezeichnet. Im Anschluss daran gab uns Herr Nowottnick, der Leiter der Ostseeperlen, mit seiner Buchlesung zu dem kleinen Büchlein von den Ostseeperlen, einen Einblick in die Geschichte des Aura Hotels. Untrennbar mit unserer Einrichtung ist natürlich der Strand von Boltenhagen verbunden. Und so ging es danach zu einer zweistündigen geführten Strandwanderung mit Dr. Meihöfer. Dr. Meihöfer ist sehr naturverbunden und so erfuhren wir von ihm viel Wissenswertes und bis dahin Unbekanntes über den Strand, seiner „Flora, seine Fauna und seiner „Bewohner“. Von der frischen Luft hungrig geworden, freuten sich schon alle auf das gemeinsame Abendbrot und den anschließenden Kennenlernabend.
Der Vormittag des zweiten Tages galt dem Thema „Theorie und Praxis zur Entspannung für Körper und Seele“ mit Elementen von Yoga und der Klangschalentherapie. Für alle Teilnehmer lagen neue Übungsmatten und Decken im großen Saal bereit. In leichter Sportkleidung versuchten wir uns unter fachmännischer Anleitung von Frau Bruni Romer, sie ist Kundalini-Yoga-Trainerin, in den ersten Übungen mit Yoga und der Klangschalentherapie zur Entspannung von Körper und Seele. So manche Übung war doch ziemlich schwierig und anstrengend, dennoch hatten wir alle auch viel Spaß dabei. Ergebnis war, dass sogar einige Teilnehmer dazu angeregt wurden, mit den Übungen weiter zu machen und wenn möglich einen Kurs zu besuchen.
Am Nachmittag folgte dann der Workshop zum Thema „Gesunde Ernährung“, mit Praxisbeispielen. Der Workshop war besonders auf eine ausgewogene Ernährung für Menschen im höheren Lebensalter ausgerichtet. Frau Denise Reymann, sie ist Dipl.-Ökotrophologin, informierte uns über gute, weniger gute und nicht zu empfehlende Lebensmittel. Wie wir schon zu Beginn feststellen konnten, denn es roch im ganzen Raum danach, hatte sie die verschiedensten Kräuter zum Riechen und Schmecken für uns mitgebracht. Sie erklärte uns sehr fachkundig, zu welchen Salaten und Speisen sich welche Kräuter am besten verwenden lassen. Im letzten Teil der Veranstaltung erhielten alle Teilnehmer einen Krepp für den jeder seine eigene Kräutermischung zubereitete und dann auch noch als schmackhafte Kräuterrolle genießen konnte. Der Nachmittag war nicht nur für die Damen, nein, auch ganz sicher für die Herren, die sich auch selbst einmal gern in der Küche ausprobieren, interessant und lehrreich.
Unter dem Motto „Wo man singt, da lass dich fröhlich nieder“; trafen sich alle nach dem Abendbrot im Medienraum zum Liederabend mit Frau Apelt, unserer Chorleiterin. Für die, die noch sehen konnten, hatte der Moderator Bernd Uhlig Texte vorbereitet und ausdrucken lassen. Auch wenn nicht jeder Nach dem zum Teil anstrengenden Tag, gleich den richtigen Ton traf und es bei einigen „Text an der Kasse“ hieß, war der Liederabend ein willkommener Ausgleich und hat uns und einigen Urlaubsgästen, die sich stimmeskräftig dazugesellt hatten, viel Freude gemacht. Frau Apelt versprach, im nächsten Jahr gern wieder zu kommen.
Der dritte Tag begann mit einem ganz aktuellen Thema; „iPhone und Smartphone als Hilfsmittel für sehbehinderte und blinde Menschen“ – Ist das Smartphone ein Ersatz oder eine Ergänzung für herkömmliche Hilfsmittel?“ Bettina Schmidt, die seit 2013 die iPhone-Kurse in Boltenhagen leitet, hat als seit einigen Jahren selbst Betroffene es recht gut verstanden, den Teilnehmern das iPhone als ein Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte vorzustellen. Es war ihr gelungen einige Ängste und Vorbehalte bei den meisten Teilnehmern abzubauen. Im Dialog konnte Bernd Uhlig, der schon seit zwei Jahren ein iPhone nutzt, die Ausführungen von Frau Schmidt ergänzen. Zum Abschluss des sehr interessanten Vortrages erklärten ganz spontan mehrere Teilnehmer, sich so bald als möglich, selbst ein iPhone zuzulegen.
Herr Marcus Brinker, von der Außenstelle „Rechte für behinderte Menschen“ Berlin, informierte am Nachmittag über „Regelkonforme Antragstellung von Hilfsmitteln bei den Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern“. Dabei konnte er natürlich auf zahlreiche Praxisbeispiele zurückgreifen. Die meisten Teilnehmer haben das erste Mal von der Möglichkeit einer Rechtsberatung durch die RBM des DBSV gehört. Da sich bei der Antragstellung von Hilfsmitteln nahezu fast jeder von ihnen bereits mit Problemen konfrontiert sah, waren sie sehr froh darüber, eine Stelle kennen gelernt zu haben, wo ihnen geholfen werden kann. Im Anschluss daran gab Herr Brinker noch einzelnen Teilnehmern die Möglichkeit einer persönlichen Konsultation.
Den Abschluss des sehr ereignisreichen Tages bildete ein von den Mitarbeiterinnen des Hauses sehr schön zubereitetes und leckeres Grillabendbrot, bei dem jeder auf seine kulinarischen Kosten kam. Mit einem Smalltalk am Abend, bei einem schönen Glas Wein, ließen wir den ereignisreichen Tag ausklingen.
Der vierte Tag, ein Sonntag, begann mit einem Vortrag von Polizeihauptkommissar Uwe Burmeister, der ureigens dafür aus Wismar angereist war. „Selbstverteidigung – Selbstbehauptung für blinde und sehbehinderte Senioren“ war unser Thema. Nach einer kurzen Einführung durch Herrn Burmeister haben wir uns gemeinsam dieses Thema erarbeitet. Einige Teilnehmer berichteten von selbst erlebten gefährlichen Begegnungen und ihren Reaktionen in dieser Situation. Herr Burmeister nahm dies zum Anlass, um bestimmte Verhaltenshinweise zu geben. Polizeihauptkommissar Burmeister führt seit mehreren Jahren Seminare für Blinde und Sehbehinderte in unserem Aura Hotel in Boltenhagen durch. Er betonte abschließen, dass es für ihn immer wieder eine schöne Erfahrung ist, wie interessiert gerade sehbehinderte und blinde Menschen an diesem Thema sind und mitarbeiten, was er auch bei unserer Gruppe sofort feststellen konnte. Die meisten von uns konnten sich anfangs nicht so recht vorstellen, was das Thema ihnen bringen kann; waren aber dann einstimmig der Auffassung, dass uns Herr Burmeister sehr gute und wichtige Hinweise sowie Verhaltensregeln in bedrohlichen Situationen, geben konnte.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Begegnung mit der Kultur. Mit unserer Besichtigung des neueröffneten Schloss Bothmer in Klütz wandelten wir auf den Spuren unserer Vorfahren in Mecklenburg-Vorpommern. Die Museumspädagogin, Frau Fuchs vom Museumsverein erwartete uns schon sehr gespannt. Wir waren für sie, wie sie gestand, die erste Gruppe Blinder und Sehbehinderter, die sie durch das Schloss führen sollte. Dabei hat sie es bei ihrer Führung sehr gut verstanden, uns sehbehinderten und Blinden die Historie des Schlosses, seine Einrichtung und die originalgetreue Restaurierung, in fast zwei Stunden Führung, nahe zu bringen. Unsere Begeisterung über das Schöne Schloss war noch in der anschließenden Kaffeestunde in der Orangerie Hauptgesprächsthema.
Für den Abschlussabend war noch einmal Entspannung und Freude für alle groß geschrieben. Dazu erwartete uns schon der Discotheker Herr Kühne mit seinem reichhaltigen Musikangebot. Es war für jeden etwas dabei. Fast alle Musikwünsche konnten erfüllt werden und so blieb die Tanzfläche nicht eine einzige Runde leer. Abwechslungsreiche und interessante Gespräche miteinander rundeten den Abend ab.
Bei der Auswertung und dem Ausblick auf künftige Veranstaltungen des Seniorenseminars am darauffolgenden Vormittag äußerten sich alle sehr positiv. Sie fanden, dass die Veranstaltungen und Vorträge wieder sehr gut ausgewählt und interessant waren und bedankten sich dafür bei dem Leiter und Moderator. Der schönste Lohn für die Anstrengungen und viele Arbeit bei der Vorbereitung und Durchführung des Seminars war für mich, dass alle versprachen, im nächsten Jahr unbedingt wieder kommen zu wollen. Dazu haben wir uns schon eine ganze Reihe von Themenvorschlägen zusammengestellt. Nach dem Mittagessen traten alle, mit den besten Wünschen für einander, gut gelaunt die Heimreise an.
Abschließend möchte ich mich im Namen aller Teilnehmer ganz besonders bei dem Team der Ostseeperlen und seinem Leiter für die umsichtige und gute Betreuung, bei Herrn Bannert von der Landesgeschäftsstelle für die gute Unterstützung in der Vorbereitung sowie bei der Krankenkasse für die finanzielle Förderung bedanken.
Bernd Uhlig Greifswald, Oktober 2015
Leitung und Moderation
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