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Abschlussbericht der Veranstaltung im Rahmen der Woche des Sehens

Gemeinsame Veranstaltung am 08.10.2015 der GG Schwerin des BSVMV mit dem Staatliches Museum Schwerin/ Ludwigslust/ Güstrow

„Eine Bild – Geschichte“

1. Einstimmung und Vorbereitung der Schüler auf das Projekt

Für die Schüler der 6. Klasse des Pädagogiums Schwerin und der Museumspädagogin, Birgit Baumgart, begann die Veranstaltung bereits um 8.30 Uhr. Die  Kinder hatten sich bereits in den Tagen davor, besonders im Deutsch- und Kunstunterricht, auf dieses Projekt vorbereitet. Nun galt es, Museumsluft zu schnuppern, die Bilder im Original kennen zu lernen und sich im Bildbeschreiben zu üben.

Es wurden bereits Gruppen gebildet, die sich jeweils mit einem Gemälde des 17. Jahrhunderts beschäftigten, was später dann auch Ausgangspunkt für das gemeinsame Geschichtenerfinden werden sollte. Souverän und im Team erarbeiteten sich die Schüler wichtige Bildmotive.

In der Kunstwerkstatt wurden derweil fleißig 40 Brötchen geschmiert, im Café der Kaffee gekocht und das Bufett vorbereitet.

2. Das Puppenspiel Petermännchen von und mit Margit Wischnewski

Die Schüler führten die blinden und sehbehinderten Besucher in den Saal, in dem bereits die Puppenspielerin ihre Bühne aufgebaut hatte. Frau Baumgart begrüßte die Schweriner Gebietsgruppe des BSVMV und gab kurz einen Ablaufplan des Vormittages. Frau Wischnewski verstand es auf originelle und allen verständliche Weise die Inhalte der Sage Petermännchen mit Geräuschen zu verbinden. So übernahm ein schweres altes Bügeleisen das Geräusch des Türenschlagens. Um auch den Schülern die Wahrnehmung über das Hören zu erleichtern, wurden sie aufgefordert, ihre Augen zu schließen und mit den Ohren zu „sehen“. Außerdem besagt die Sage, dass keiner das Männchen ansehen darf. Der Applaus bewies, dass blinde, sehbehinderte, wie auch sehende Besucher viel Freude während der Aufführung hatten. Sogleich wurden Kontakte zwischen der Puppenspielerin und der Gebietsgruppe geknüpft. Nun wollten die blinden und sehbehinderten Schweriner mehr vom Puppenspiel und dessen Möglichkeiten.

 

3. Verdiente Pause im Museumscafé

Schnell fanden sich Schüler und Erwachsene an den einzelnen Cafétischen. Aus dem letzten Jahr wusste man, dass es sich im Café am besten mit den Schülern unterhält. Sie hatten viele Fragen und hörten den sehbehinderten und blinden Teilnehmern interessiert zu. Und natürlich bewirteten die Schüler die Gäste mit Brötchen, Kaffee, Tee und diversen Getränken.

4. Geschichten entstehen

Nach der Pause wurden gemischte Gruppen gebildet. So verteilten sich alle 10 Erwachsene auf die 6 Schülergruppen. Die Aufgabe lautete: „Erfindet gemeinsam eine Geschichte zu eurem Bild. Gerne könnt ihr Geräusche in die Geschichte einbeziehen. Am Ende trägt jede Gruppe den anderen das Ergebnis vor.“ Die Erarbeitungsphase begann mit einer detaillierten Beschreibung des jeweiligen Bildes. Von den Beschreibern Vergessenes wurde von den Erwachsenen nachgefragt. Mit den persönlichen Abbildern im Kopf konnte das Geschichtenerfinden beginnen. In der einen Gruppe hielten sich die Erwachsenen zurück, in einer anderen ging es heiß her und es war nicht so leicht, sich auf eine Handlung zu einigen. Während einige Gruppen relativ zügig fertig waren und schon längst in der Geräuschekiste wühlten und experimentierten, brauchten andere Gruppen länger und hatten kaum Zeit, die Präsentation vozubereiten.

5. Präsentation der Geschichten

Alle 6 Gruppen präsentierten ihre Geschichten mit großem Engagement. Dabei übernahmen nicht nur die Schüler das Reden. In den meisten Fällen waren alle Mitglieder der Gruppe in das Erzählen einbezogen. Es ging um einen Jungen, der ins eiskalte Wasser gefallen war, um eine Brücke, die angeblich verflucht war und da gab es eine Liebskranke, die von ihrem Mann betrogen wurde.

6. Abschluss

Die Teilnehmer, blinde, sehbehinderte wie sehende waren sich einig, dass der Tag etwas Besonderes war. Es fanden Begegnungen statt, die im Alltag kaum vorkommen: 12- Jährige erleben mit blinden und sehbehinderten Erwachsenen das Museum, mit einem Theaterstück und gemeinsam erfundenen Geschichten. Es war so einfach und selbstverständlich, dass man sich wundert, wie selten diese Begegnungen sind. Eine Schülerin sagte, dass sie vor dem Projekt nicht wusste, wie sich diese Begegnung anfühlt und jetzt ist sie zufrieden, weil sie es gemacht hat.

Kultur wird erlebbar und bietet Anknüpfungspunkte für das eigene und das Leben der Anderen. Und so stecken in den Geschichten Erfahrungen, Erlebnisse, Ängste und Hoffnungen der Erzählenden.

Birgit Baumgart
Museumspädagogin

 

 

 

Veröffentlicht in Schwerin Veranstaltungen Veranstaltungen der Gebietsgr.

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